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Wer sich einmal angefangen hat mit Yoga zu beschäftigen, weiß wie schwierig es ist die verschiedenen Unterrichtsstile und Yoga-Arten auseinander zu halten. Ich bekomme häufig die Frage gestellt: „Unterrichtest du Hatha-Yoga?“. So richtig geholfen ist meistens niemanden, wenn ich mit „Ja“ antworte. Was ist Hatha-Yoga eigentlich genau? Worin unterscheidet er sich von den anderen Yoga-Wegen?
Hatha-Yoga, das den Körper nutzt
Hatha-Yoga (Hatha übersetzt Anstrengung, Stärke) ist mit seinen unzähligen Körperübungen hier im Westen der wohl bekannteste und am meisten verbreitetste Yogaweg. Ursprünglich wurden in der Hathapradipika* nur 15 Asanas (Körperübungen) beschrieben. Zwischen 1860 und 1930 fanden bekannte Lehrer neue Ausdrucksformen durch verschiedenste Einflüsse wie Gymnastik und Kampftechniken. Die Anzahl der beschriebenen Asanas explodierte förmlich und in den letzten Jahrzehnten haben sich viele neue Hatha-Yoga-Stile entwickelt. Hierzu zählen z.B. Vinyasa Flow, Anusara, Jivamukti, Birkram, Yin Yoga, Rückenyoga und Hormonyoga. Neben den Asanas finden sich im Hatha-Yoga noch weitere Schwerpunkte wie Pranamaya (Atemübungen), Shavasana (Tiefenentspannung), yogische Ernährung, positives Denken und Meditation.
Hatha-Yoga, Einheit von Körper, Geist und Seele
Eine weitere Übersetzung des Begriffs „Hatha“ steht für 2 Grundenergien in unserem Körper. „Ha“ heißt Sonne , „Tha“ heißt Mond. „Yoga“ bedeutet Einheit/ Harmonie. Dieser Yogaweg zielt also darauf ab beide Energien zu einer Einheit zusammenzuführen. Aber wie schafft Yoga das?
Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist.
-Patanjali (Yogasutra)
Spüre den Unterschied – Ein Selbstversuch
Stelle dich barfuß an den Anfang deiner Matte. Du übst Tadasana (Berghaltung). Probiere aus, ob sich deine Großzehen berühren können. Wenn sich das für dich nicht stimmig anfühlt oder unangenehm ist stelle die Füße hüftbreit auseinander. Aktiviere die Oberschenkelmuskulatur und ziehe gedanklich die Kniescheiben nach oben. Hebe die Schultern hoch zu den Ohren und rolle sie nach hinten/unten, damit dein Nacken lang und aufrecht ist. Deine Arme hängen entspannt neben deinem Körper.
Schließe jetzt deine Augen. Spüre zunächst jedes einzelne deiner Körperteile von den Zehen aufwärts bis zum Haaransatz. Nimm deine Atmung war. Nimm deinen Körper während der gesamten Ein- und Ausatemphase war. Bleibe gedanklich bei dir. Atme! Genau Jetzt! In diesem Moment!
Beim Besuch deiner ersten Yogastunde wird dir eines auffallen: Ein großer Schwerpunkt liegt auf der Atmung! Asanas beginnen mit der Einatmung und enden mit der Ausatmung. Ziel ist es den Geist kontrolliert und auf das „Hier und Jetzt“ zu fokussieren! Mümmel dich doch mal ohne jegliche Anspannung in einen Sessel und probiere dich nur 5 Minuten auf den Atem zu konzentrieren, ohne das deine Gedanken in die Zukunft oder in die Vergangenheit abdriften. Als ungeübter fast unmöglich! Schon nach kurzen Übungssequenzen wird dein Geist klarer und strukturierter. Du entspannst dich. Diese Übung eignet sich auch wunderbar für kurze Büropausen.
Vergangenheit ist Geschichte, Zukunft ein Geheimnis und jeder Augenblick ein Geschenk.
-Ina Deter
Weitere Yoga-Systeme
Neben dem Hatha-Yoga gibt es noch einige andere Übungssysteme wie
Jnana-Yoga (Yoga des Wissens, Yoga der Weisheit)
Raja-Yoga (Herrschaft über den Geist)
Bhakti-Yoga (Hingabe an das Göttliche)
Karma-Yoga (Yoga des selbstlosen Handelns)
Kundalini-Yoga (Yoga der Energie (nutzt auch Hatha-Yoga))
*Die Hathapradipika ist nach dem Yogasutra des Patanjali die wohl bekannteste klassische Yogaschrift. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von Svatmarama geschrieben.
Quellen und Buchtipps:
Otto Stricker und Isabel Lütkehaus – Zu den Quellen des Yoga
www.wiki.yoga-vidya.de
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